Landwirte setzen bei Kitz- und Wildrettung vermehrt auf Drohnentechnologie
Mehr und mehr Landwirte und Lohnunternehmer vertrauen beim Thema Kitzrettung auf Drohnentechnologie. Modernste Wärmebildkameras gepaart mit einer komplexen Auswertesoftware und Cloud-Anbindung ermöglichen ein schnelles und hocheffektives Detektieren von Grasflächen bei geringer Fehlerquote.
Der erste Grasschnitt steht vor der Tür. Damit müssen sich Landwirte und Lohnunternehmer wieder intensiv mit dem Thema Wildtierrettung auseinandersetzen. Als effektivstes Verfahren erweisen sich dabei seit einigen Jahren drohnengeführte Wärmebildkameras, wie das von thermal DRONES und CLAAS im Projekt "Wildretter" gemeinsam entwickelte und seit 2019 erfolgreich im breiten Praxiseinsatz erprobte System. "Mehrere hundert Nutzer greifen mittlerweile auf unsere Technik zurück", berichtet Dr. Martin Israel, einer der Gründer von thermal DRONES. "Alleine 2022 wurde unsere Drohnen auf mehr als 10.000 Hektar zur Wildrettung eingesetzt. Dazu kommen weitere Flächen, die mit Drohnen gescannt wurden welche unsere Software nutzen."
Der Erfolg kann sich sehen lassen: 2.500 Wildtiere, davon etwa 90 Prozent Rehkitze, konnten alleine 2022 lokalisiert, entnommen und gesichert werden. Neben Kitzen werden auch kleinere Tiere wie Fasanenküken oder Feldhasen erfolgreich detektiert. Dank der speziellen Software POIStudio ist selbst bei hochstehender Mittagssonne, wenn sich die Temperaturen von Tier und Umgebung nur noch wenig unterscheiden, ein sicherer Einsatz möglich. "Diese Einsatzsicherheit überzeugt zusammen mit der hohen Schlagkraft immer mehr Nutzer, die Nachfrage steigt rasant", ergänzt Dr. Martin Israel. "Insbesondere in kleineren Strukturen mit viel Deckung zu den Seiten ist der Wildtierbesatz hoch. In Bayern und Baden-Württemberg befindet sich im Schnitt alle 4 bis 5 ha ein Rehkitz, in weitläufigen Flächenstrukturen wie Mecklenburg-Vorpommern sind es dagegen 15 bis 20 ha.
Schnell, automatisiert und genau – einfach praktisch
Neben der hohen Einsatzeffizienz spricht auch die einfache Handhabung für das System. Sind die Flächengrenzen einmal auf den Satellitenbildern markiert, fliegt die Drohne automatisiert in etwa 50 bis 80m Höhe mit einer Geschwindigkeit von etwa 30 km/h die Wiese ab. Alternativ ist auch immer eine manuelle Steuerung der Drohne möglich. Unabhängig von der Steuerung sind Flächenleistungen von 20 bis 30 ha pro Stunde realisierbar. Die Wärmebildkamera speichert dabei im Sekundentakt Fotos mit den dazugehörigen GPS-Koordinaten auf einer SD-Speicherkarte ab, welche im Nachhinein ausgewertet wird. Mithilfe von KI und Kontrastverstärkung erkennt die Software dabei, wo sich ein Kitz oder ein anderes Wildtier in Deckung befindet und markiert diese Punkte grafisch und mit der genauen GPS-Koordinate. Per Cloud-Anbindung lassen sich die Daten dann auf Smartphones übertragen, sodass Helfer die identifizierten Ablageorte gezielt ansteuern können. Mit 95 bis 98-prozentiger Trefferquote finden die Helfer dort auch tatsächlich Wild.
Und: "Auch die psychologische Komponente darf man nicht unterschätzen", so Andreas Wetzel, Produktmanager Futtererntemaschinen bei der CLAAS Saulgau GmbH. "Die Fahrer, Landwirte und Lohnunternehmer fahren nach dem Detektieren mit einem guten Gefühl zur Mahd auf die Fläche, und können sich besser auf ihre eigentliche Arbeit mit Traktor und Mähwerk konzentrieren – ohne Angst, ein Kitz zu vermähen."
Weiterhin Mähstrategie anpassen
"Auch bei detektierten Wiesen empfehlen wir, die Mähstrategie anzupassen und dadurch weiteren Wildtierarten sichere Fluchtwege zu ermöglichen", erklärt Andreas Wetzel weiter. "Als besonders effektiv hat sich dabei die Teilung von Flächen durch Anschnitt in der Mitte und dem Mähen hin zu den Flächengrenzen erwiesen. Sollte die Fläche an einer vielbefahrenen Straße liegen, so sollte von der Straße beginnend in die Fläche hinein gemäht werden, damit das Wild nicht in Richtung Verkehr flüchtet."
Erfolge bei der Wildvergrämung verspricht zudem die Strategie, die Flächen am Vorabend anzumähen, Bereits dadurch wird das Wildhabitat so verändert, dass der Fluchtinstinkt angeregt wird und Ricken ihre Kitze in vielen Fällen aus der Fläche führen. Dafür sollten angrenzend ausreichend geschützte Ablagemöglichkeiten für die Kitze zur Verfügung stehen.
Quelle: CLAAS